Freitag, 11. Dezember 2009



Oh, und nicht zu vergessen, die Cafeteria mit meinen Vögeln. Oder: Der Traum in pink. Leider passten nicht alle 80 ins Bild.



Pikkujoulu

Weihnachtsfeiern heißen in Finnland Pikkujoulu, was auf deutsch 'kleine Weihnachten' heißt. Ähnlich wie in Deutschland erhellen sich die Finnen damit die dunkelste Zeit des Jahres im Dezember. Man sollte allerdings nicht überrascht sein, wenn die erste Pikkujoulu-Einladung schon Ende Oktober kommt. Ebenfalls ähnlich wie in Deutschland wird Glühwein getrunken (finnisch: glögi, schwedisch: glögg), Weihnachtslieder gesungen und Brettspiele gespielt. Manchmal kommt sogar Santa Claus vorbei und bringt Geschenke.
unsere Pikkujoulu im Zirkus:

Sorigami

Nach mittlerweile 12 Shows (gefühlten 135) und vier Wochen ohne auch nur einen einzigen freien Tag durfte ich dann gestern endlich mal zu Hause bleiben. Hab bis um 12 geschlafen und dann die Stille hier genossen. Kein Kevyn, der mir viel zu laut Black Sabbath hörend auf die Nerven geht und keine Tiia, die ihn deswegen zumeckert- herrlich. Tiia meint immer, wir beide streiten wie Bruder und Schwester und auch im Zirkus fragt mich oft jemand, wenn ich nach einer schwachsinnigen Aktion von ihm einfach nur mit den Augen rolle (neulich hat er während der Show versucht zwei ganze Mandarinen auf einmal zu essen und danach fast gebrochen), ob ich mittlerweile das Gefühl hab, einen kleinen Bruder zu haben. Und ehrlich gesagt: ja, das hab ich, auch wenn ich eigentlich immer einen Großen wollte. Manchmal ist es ganz nett, meißtens nervt es und teilweise ist er sogar richtig beleidigend. Aber egal, bin ja nich aus Zucker.
Danach war ich Weihnachtsgeschenke kaufen. War wirklich ein schöner Tag gestern. Es hat endlich mal wieder ein bisschen geschneit und alles sah aus, als hätte man Puderzucker drauf gestreut.



Anfang der Woche hatten wir Weihnachtsfeiern (Pikkujoulut) mit allen Kindern. Montag die ganz Kleinen, Dienstag die Mittleren und Mittwoch laajat, die Großen. Das war wirklich sehr süß, weil alle Kinder eine kleine Nummer in der großen Manege vor ihren Eltern aufführen mussten, die sie sich vorher selbst ausgedacht haben. Zum Schluss gabs Pfefferkuchen und kleine Geschenke. Auch ich habe von manchen Kindern etwas geschenkt bekommen, was mich natürlich tiieeerisch stolz macht. :)


Tja, und heute hieß es dann wieder: Sorigami, Klappe die 12. Das Schöne ist, dass ich den Jungs zwar vorher die Haare mache, aber während der Show außer Popcorn futtern und dem einen oder anderen beim schnellen Kostümwechsel helfen, nicht viel zu tun habe und mir die Show anschauen kann, die mich wirklich immernoch manchmal vom Hocker haut. Außer heute, da war nix mit zugucken. Pinja, unsere kleine rhythmische Sportgymnastin, hat sich während der Show den Finger gebrochen und ich musste für sie einspringen. Allerdings nur im Matten auf die Bühne tragen. Mein großer Auftritt, jiihaaa! ;)

mehr Sorigami-Fotos gibt es übrigens hier: http://sorinsirkus.fi/uudetsivut/kuvia_sorigami.html

oder hier: http://www.aamulehti.fi/uutiset/kulttuuri/liinojen-varassa-roikkuva-akrobaatti-rakastaa-yleison-reaktiota-katso-kuvaesitys-ja-video/162764

Morgen nach der Show feiert Katja, unsere Theaterpädagogin ihren Abschluss im Zirkus und übermorgen Abend nach nach der Show ist Weihnachtsfeier mit allen Lehrern. Und mit Sauna. Klar, wie sonst. Und dann gehts Montag Morgen wahrscheinlich sehr sehr müde und verkatert mit dem Bus ab nach Helsinki und von da nach Berlin, worauf ich mich ja wirklich schon seit Monaten freue. Endlich wieder Familie und Freunde sehen und umarmen können, im eigenen Bett schlafen, Plätzchen essen, Omas Kassler und Kartoffelsalat am Heilig Abend, in Schöneberg trainieren gehen, Lehrer besuchen, Yoga mit Mama, Weihnachtsmarkt und natürlich BERLIN! Wie ich das vermisse!

Und trotzdem komme ich mir komisch vor, wenn ich zu meinen finnischen Zirkusfreunden hier sage: Ja, über Weihnachten fliege ich nach Hause. Denn irgendwie habe ich mittlerweile zwei davon, auch wenn ich das anfangs nicht wirklich für möglich gehalten habe und vielleicht verstehen mich hierbei auch nur diejenigen unter euch, die auch schonmal eine Zeit lang weg aus Deutschlad waren.
Anyway, ich kanns kaum abwarten ,endlich wieder bei euch zu sein!

wie immer mit den liebsten Umarmungen aus Tampere,


Eure Lisa















...hier waren wir übrigens die Premiere feiern. von links nach rechts: Kitte: Kostümschneiderin, Lisa: Make-up-Frau und Lisa: Origamivögel

Donnerstag, 19. November 2009

...viel zu tun

Moika!

Langsam wirds eng. Am Freitag ist die Premiere der Weihnachtsshow, die wir aber trotzdem jetzt die ganze Woche schon vormittags vor hunderten von Kindergartengruppen aufführen. Heißt für mich: Um sieben im Zirkus auf der Matte stehen und den Kerlen die Haare machen. Nebenbei dekoriere ich noch die Cafeteria mit hundert von der Decke hängenden Origamikranichen, die ich in den letzen zwei Wochen gefaltet habe. Nachmmittags muss ich dann noch unterrichten und trainiere danach auch noch selber.

Also gerade Stress pur, wie erwartet. Aber alles sehr sehr spannend. Am Wochenende hat mich Julia hier besucht und ich hab sie mitgenommen zum Zirkus, weil ich arbeiten musste. Konnten aber vorher bei den Proben zuschauen, was für sie total spannend war und dann hat sie es auch nicht gestört, dass wir danach noch Requisiten streichen mussten. :)

Wenn ich im Morgengrauen dran denke, nehm ich morgen mal meine Kamera mit und mach ein paar Fotos.







Vorab schonmal ein paar Bilder vom Training vor zwei Wochen zum Beweis, dass ich nicht nur jeden Tag kleine Kinder durch die Gegend scheuche, sondern auch ab und zu mal selber was mache. Und das tut echt gut. Obwohl ich mit beiden Sachen wirklich noch seeehr am Anfang bin und nach nunmehr vier Monaten des Nichtstuns mich auch sämtliche Kraft verlassen hat. Zwei bis drei Tricks, dann is Sense. Aber ich hoffe, dass die schnell wiederkommt, wenn ich es schaffe dran zu bleiben.






In drei Wochen gehts ab nach Hauseeeee! :)


In voller Vorfreude,


Eure Lisa

Sonntag, 15. November 2009

Jyväskylä


Bin zurück vom Kurztrip nach Jyväskylä. Eine Studentenstadt in Mittelfinnland mit rund 130000 Einwohnern, sagt Wikipedia. Hab mich am Freitag Abend nach der Arbeit in den Zug gesetzt und nach anderthalb Stunden war ich da. Julia und ich haben zusammen in Annikas Studentenbude geschlafen. Julia ist eine österreichische Freiwillige und kennt die Annika, weil sie Germanistikstudentin ist und mal für ein Jahr in Innsbruck war. Wobei kennen eigentlich auch maßlos übertrieben ist, da sie sich vorher noch nie gesehen und nur über drei Ecken mal voneinander gehört hatten. Aber Annika ist ein echtes Goldstück und spricht so fehler- und akzentfrei Deutsch, dass man echt überrascht ist, wenn sie mit Freunden auf einmal anfängt finnisch zu sprechen.


Freitag Abend waren wir alle ordentlich im Eimer, haben bei mehreren Tassen Glögi (finnischer Glühwein) aber noch stundenlang gequatscht. Samstag Morgen musste Annika in die Uni und so sind Julia und ich ein wenig durch die Stadt gebummelt. Da gabs erwartunsgemäß außer Kirche, See und Campus nicht wirklich viel zu sehen. Aber trotzdem nett. Abends haben wir noch lecker gekocht, einen wunderschönen irischen Film geschaut, noch mehr Glühwein getrunken und sind dann zur happy hour ins 'Sohvi' (Bier und Cider für 2 Euro), wo wir uns mit Ruben, EVS aus Italien, und seinem komischen Hippimitbewohner getroffen haben. Dieser hat uns dann auf eine Studentenelektroparty verschleppt, auf der er dann ganz plötzlich verschwand und erst kurz vor drei zum obligatorischen Lichterflackern wieder aufgetaucht ist. Das ist in Finnland nämlich so: abhängig von Bar oder Club ist gegen halb drei oder vier Schicht im Schacht. Als Zeichen für das nahende Ende gehen dann meistens die Lichter kurz an und wieder aus und dann hat man eine halbe Stunde Zeit sein Glas zu leeren, seine Klamotten von der Garderobe abzuholen und sich auf den Nachhauseweg zu machen. Und immer wenn ich sage, dass es das in Deutschland nicht gibt, ernte ich von finnischer Seite nur verwirrte Blicke und die Frage wann denn dann in Deutschland der Laden dicht macht, wenn jeder solange bleiben darf wie er möchte. :)


Heute Mittag haben wir dann noch kurz das Miniskigebiet in Jyväskylä angeschaut und kurz nach dem Dunkelwerden um vier hab ich mich dann wieder in den Zug nach Hause gesetzt, wo ich dann mit meiner estnischen Ersatzfamilie wie jeden Sonntag im Kino war. Da läuft nämlich gerade eine europäische Filmreihe vom Goetheinstitut.





...noch 29 Tage bis zum Heimaturlaub!


Seid wie immer lieb gedrückt.



Lisa

Sonntag, 8. November 2009

Maneesi haltuun




Am Donnerstag Abend war Open Stage im Zirkus. Und ich hatte die Ehre die organisieren und moderieren zu dürfen.
Heißt: Nummern zusammen tragen, dafür sorgen, dass jeder ne Musik hat, Umbau dazwischen organisieren, den Ablaufplan machen und zu allem Überfluss: AUF FINNISCH DURCHS PROGRAMM FÜHREN!!! Vor mal 200 Leuten! Hätte Taina, meine Chefin, umbringen können als sie mir das aufs Auge gedrückt hat.
Ich war so verdammt aufgeregt, wie man sich vielleicht vorstellen kann und froh, dass ich Hilfe von Tiia, meiner Estischen Mitbewohnerin, hatte, deren Finnisch allerdings auch nur unzureichend besser ist als meins.
Aber es ging alles gut. Beim Wort 'vapaaehtoistyöntekijä', was frei übersetzt soviel wie Freiwilligenarbeiter heißt, gabs ordentlich Applaus (das Wort zu lernen hat mehrere Tage gedauert) und am Ende kamen alle zu mir und haben mich sehr für meine Aussprache gelobt. Und es gab ne fette Umarmung von der sonst so kratzbürstigen Taina. Jiiiha!

Das mit Lahti hat dieses Wochenende nicht geklappt. Dafür gehts Nächstes aber vielleicht nach Jyväskylä mit der Julia aus Österreich. Mag vor dem 27.11. nämlich auf jeden Fall nochmal weg, weil ab dann die Weihnachtsshows sind und ich jedes Wochenende arbeiten muss. Wird aber auch auf jeden Fall eine spannende Zeit.

Bis bald.
Liebste Grüße über die Ostsee,

Eure Lisa

Sonntag, 1. November 2009

Herbst in Tampere

Terve, ihr Lieben!
Ich wollte euch endlich mal wieder wissen lassen wie es mir hier so geht. Nämlich immer noch gut, trotz gerade aufkommender Erkältung.
Mittlerweile bin ich wohl so was wie angekommen. Ich hab mich dran gewöhnt, dass man hier sein Geschirr zum trocknen in den Schrank stellt, beim Einkaufen mal locker ne halbe Stunde in der Brotabteilung verbringen kann und selbst die feinste Omi danach am Spielautomaten hinter der Kasse ihr Glück versucht. Und dass hier wirklich jede Zweizimmerwohnung ne Sauna und mindestens drei Kühlschränke hat, find ich mittlerweile auch völlig normal.
Durch mein EVS-Seminar in Kokkola, eine kleine Stadt an der Westküste, Anfang September kenne ich jetzt mittlerweile auch jede menge internationale Leute in ganz Finnland. Wir besuchen uns fast jedes Wochenende alle gegenseitig und das tut echt gut, weil viele aus Deutschland und Österreich dabei sind, mit denen man dann endlich mal wieder deutsch reden kann. Nächstes Wochenende geht’s wahrscheinlich zur Anna nach Lahti. Denn so schön wie ich mein beschauliches Tampere auch finde: Es tut gut mal raus zu kommen und was vom wunderschönen Finnland zu sehen.

Und über meinen Geburtstag waren ja meine Eltern da. Es tat so gut die Zwei hier zu haben, und dass sie jetzt wissen wie mein Leben hier aussieht. Irgendwie vermiss ich die beiden mehr als gedacht und ihnen geht’s andersrum denk ich genauso. Wir haben stundenlang gequatscht, waren im Zirkus und mit meinem Mentor und Akrobatiktrainer Juha in Helsinki. War ein schöner Tag und durch eine unerwartete Nacktperformance in einem Tanztheater in Helsinki nun gezwungenermaßen unvergesslich.
Und vielen lieben Dank an dieser Stelle für die lieben E-mails, Postkarten, Briefe und Päckchen vollgepackt mit lieben Wünschen. Ich hab wirklich die allertollsten Menschen um mich herum, das merke ich durch die Erfahrung hier weit weg echt immer wieder.

Was die Arbeit im Zirkus angeht: Sie ist wahnsinnig anstrengend. Zusammen mit Kassu, dem Zivi, bin ich immer schon vormittags vor dem normalen Zirkusunterricht da und mach so Mädchen-für-alles-Kram. Hab mit ihm mittlerweile den halben Zirkus gemalert, Kostüm- und Make-up-Räume aufgeräumt, kaputte Bodenmatten repariert, Plakate geklebt… Und in der nächsten Zeit werde ich viele Requisiten basteln müssen, weil die Premiere der Weihnachtsshow Ende November kurz bevor steht.
Um 16 Uhr beginnt dann der Zirkusunterricht mit maximal drei Stunden á 90Minuten. Bin so froh, dass wir immer noch größtenteils zu dritt sind, mein finnisch lässt nämlich leider immer noch zu wünschen übrig. Ich versuch zwar mittlerweile den Unterricht auf Finnisch durchzuziehen und rede beispielsweise bei der Erwärmung auch kaum noch englisch, aber ich bin sicher, dass das größtenteils ganz großer Quark ist. Egal, sie scheinens zu verstehen. Und die Kinder sind total toll: Wenn ich Finnisch rede sind die auf einmal mucksmäuschenstill und versuchen zu verstehen was ich sag. Und manchmal verbessern sie mich sogar.
Und wofür ich am Anfang weder Zeit noch Kraft hatte: Ich hab jetzt zweimal die Woche Vertikaltuch und –Seilunterricht. Tut so gut mal endlich wieder ein bisschen für sich selber zu trainieren.

Das Zusammenleben mit meinen estischen Freunden hier gestaltet sich gerade irgendwie mehr und mehr schwierig. Mit Tiia komm ich im Großen und Ganzen super klar. Nur Kevyn, der neulich 17 geworden ist, sich wie gefühlte 11 verhält, nur rumnölt, 25 Stunden am Tag fern schaut und ansonsten nichts macht außer Dreck und mein Nutellaglas leer, geht mir immer mehr auf den Keks. Muss mir da bald mal was einfallen lassen. Dafür haben wir aber seit ca. zwei Wochen eine Katze. Auch nett.

Und wer es noch nicht wissen sollte: Vom 14.12. bis 1.1. bin ich zu Hause.
Und das ist gar nicht mal mehr so lange hin. :)

Vermisse und denke jeden Tag an euch,

Eure Lisa